Der Fremde (1942) ist ist ein Roman des französischen Schriftstellers und Philosophen (Existentialismus) Albert Camus (160 Seiten; Originaltitel: L’Étranger).
Die Titelfigur ist Meursault, ein gleichgültiger französischer Algerier. Er tötet er im französischen Algier einen arabischen Mann, der in einen Konflikt mit einem seiner Nachbarn verwickelt war. Meursault wird vor Gericht gestellt und zum Tode verurteilt.
Zusammenfassung
Die Handlung spielt im Algerien der 1930er Jahre. Die Geschichte ist in zwei Teile gegliedert, die jeweils Meursaults Ich-Erzählperspektive vor und nach dem Mord darstellen. Der Name Meursault ist möglicherweise abgeleitet von „Meurs, sot!“, zu Deutsch etwa „Stirb, (du) Trottel!“
Meursault nimmt an der Beerdigung seiner Mutter teil, zeigt jedoch keinerlei Emotionen. Die fehlende Anteilnahme beruhte offensichtlich auf Gegenseitigkeit. Kurz danach beginnt er eine Liebesaffäre, was später als Beweis für seine emotionale Kälte angeführt wird. Der Protagonist gibt sich zufrieden, wenn sein Alltag routinemäßig wie eh und je abläuft.
Sein Nachbar Raymond Sintès, der der Zuhälterei verdächtigt wird, freundet sich mit ihm an. Am Strand begegnen die beiden dem Bruder einer Frau, die Raymond zuvor bedrängt und gedemütigt hat – es kommt zu einer Schlägerei.
Kurz danach trifft Meursault einen Araber aus dieser Gruppe, der bei seinem Anblick ein Messer zieht. Vom Glanz der Sonne auf der Messerklinge geblendet, umklammert Meursault einen von Raymond ausgeliehenen Revolver in der Tasche, zieht die Waffe und tötet den Araber mit einem Schuss.
In der nun folgenden Gerichtsverhandlung wird der Protagonist damit konfrontiert, wie er durch sein gleichgültiges Verhalten auf Gottesfürchtige wirkt. Den Vorwurf, er sei gottlos, nimmt er kommentarlos hin und verteidigt sich nicht. Meursault wird zum Tod durch die Guillotine verurteilt.
Fazit
Oberflächlich betrachtet erweckt der Roman den Anschein, ein extrem einfaches, aber sorgfältig geplantes und geschriebenes Buch zu sein. In Wirklichkeit ist es eine dichte und reiche Schöpfung, voll von unentdeckten Bedeutungen und formalen Qualitäten. Man bräuchte ein Buch von mindestens der Länge des Romans, um eine vollständige Analyse von Bedeutung und Form und den Korrespondenzen von Bedeutung und Form in "Der Fremde" vorzunehmen.
Camus schrieb 1955 über sein Buch: "Ich fasste "Der Fremde" vor langer Zeit mit einer Bemerkung zusammen, die, wie ich zugebe, höchst paradox war: in unserer Gesellschaft läuft jeder Mann, der bei der Beerdigung seiner Mutter nicht weint, Gefahr, zum Tode verurteilt zu werden. Ich meinte damit nur, dass der Held meines Buches verurteilt wird, weil er das Spiel nicht mitspielt."
Der Fremde wurde im Jahre 1967 von Luchino Visconti mit Marcello Mastroianni in der Hauptrolle verfilmt.
Autor
Albert Camus (1913 - 1960) war ein französischer Philosoph, Schriftsteller und Journalist. Er erhielt 1957 im Alter von 44 Jahren den Nobelpreis für Literatur und war damit der zweitjüngste Preisträger der Geschichte. Zu seinen Werken gehören Der Fremde, Die Pest, Der Mythos von Sisyphos, Der Untergang und Der Rebell.
Camus wurde in Algerien (damals eine französische Kolonie) als Sohn französischer Pieds Noirs Eltern geboren. Seine Staatsbürgerschaft war französisch. Er verbrachte seine Kindheit in einem armen Viertel und studierte später Philosophie an der Universität von Algier. Er war in Paris, als die Deutschen 1940 während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich einmarschierten. Camus versuchte zu fliehen, schloss sich aber schließlich der französischen Résistance an, wo er als Chefredakteur bei Combat, einer verbotenen Zeitung, arbeitete. Nach dem Krieg war er eine prominente Figur und hielt viele Vorträge in der ganzen Welt. Er heiratete zweimal, hatte aber viele außereheliche Affären. Camus war politisch aktiv; er war Teil der Linken, die die Sowjetunion wegen ihres Totalitarismus ablehnte. Camus war ein Moralist und lehnte sich an den Anarcho-Syndikalismus an. Er gehörte zu vielen Organisationen, die die europäische Integration anstrebten. Während des Algerienkrieges (1954-1962) behielt er eine neutrale Haltung und setzte sich für ein multikulturelles und pluralistisches Algerien ein, eine Position, die Kontroversen auslöste und von den meisten Parteien abgelehnt wurde.
Philosophisch gesehen trugen Camus' Ansichten zum Aufstieg der als Absurdismus bekannten Philosophie bei, einer Bewegung, die auf den Aufstieg des Nihilismus reagierte. Er wird auch als Existentialist betrachtet, obwohl er diesen Begriff zu Lebzeiten entschieden ablehnte.